Libellen – fliegende Edelsteine

Feuerlibelle
Feuerlibelle

Diese faszinierenden und farbenfrohen Insekten kennt fast jeder. Sie sind Boten des Sommers und der Sonne und erinnern an die exotische Insektenfauna tropischer Länder. Noch allzu verbreitet ist aber der Irrtum, dass Libellen stechen und mit drei Stichen einen Menschen töten könnten. Dies kommt auch in irreführenden alten Bezeichnungen wie Teufelsnadeln, Augenstecher oder Drachenfliegen zum Ausdruck. Wer sich näher mit diesen herrlichen Tieren befasst, wird eines Besseren belehrt und von ihnen umso mehr begeistert sein. Da die Libellen sich vielfach von Mücken und Fliegen ernähren, tragen sie zur biologischen Schädlingsbekämpfung bei.

Libellen können nicht stechen und sind für den Menschen absolut harmlos.

Gross und Kleinlibellen

 

Die Libellen unterscheiden sich in zwei Hauptgruppen. Die Großlibellen (Anisoptera) und die Kleinlibellen (Zygoptera). Aufgrund bestimmter Körpermerkmale lässt sich bei jeder Libellenart leicht erkennen zu welcher Gruppe sie gehört.

Grosslibelle
Grosslibelle

Die Großlibellen haben eine kräftige Körpergestalt. Die in Deutschland vorkommenden Arten erreichen eine Körpergröße von ca. 40mm bis 85mm und eine Flügelspannweite von ca. 50mm bis 110mm.Die Vorder- und Hinterflügel sind unterschiedlich groß und bei Ruhehaltung waagerecht ausgebreitet.

Kleinlibelle
Kleinlibelle

Bei den Kleinlibellen ist die Körpergestalt zierlich und schlank. In Deutschland werden die Kleinlibellen zwischen 20mm und 60mm groß, haben eine Flügelspannweite von 30mm bis 60mm. Vorder- und Hinterflügel sind gleich groß und werden bei Ruhehaltung über den Rücken zusammengeklappt oder leicht geöffnet.

Der extrem bewegliche Kopf wird dominiert von den großen Facettenaugen, denn Libellen sind ausgesprochende Augentiere.
Der optische Sinn ist extrem ausgebildet, damit sie die Beute im schnellen Flug erkennt und ergreifen kann.

Augen Grosslibelle
Augen Grosslibelle

Das Facettenauge der Großlibellen bestehen aus bis zu 30.000 Einzelaugen. Bei diesen Arten stoßen die Augen oben in der Kopfmitte zusammen, nur bei den Flußjungfern sind sie voneinander getrennt

Augen Kleinlibellen
Augen Kleinlibellen

Bei den Kleinlibellen sind die Augen weit voneinander getrennt und sitzen seitlich als Halbkugel am Kopf. Das Facettenauge setzt sich aus bis zu 7.ooo Einzelaugen zusammen


Das Paarungsrad

Samenübertragung
Samenübertragung

Die Paarung der Libellen ist einzigartig im Insektenreich. Hat ein Männchen ein Weibchen entdeckt, packt es dieses augenblicklich mit den Beinen und umklammert es anschliessend mit der Zange am Körperende an Kopf oder Vorderbrust (Tandem). Dann biegt das Männchen seinen Hinterleib nach vorne, um das hinter der Brust gelegene Begattungsorgan mit Sperma zu füllen, da die männliche Geschlechtsöffnung sich am Hinterleibsende befindet (Samenübertragung). Hat sich das Männchen wieder gestreckt, krümmt das Weibchen seinen Hinterleib nach vorn und verkoppelt dessen Ende mit dem Begattungsorgan des Männchens. So entsteht das herzförmige Paarungsrad. Nun pumpt das Männchen sein Sperma in die Geschlechtsöffnung des Weibchens. Nach erfolgreicher Spermaübertragung löst sich das Paarungsrad. Als Tandem aneinander gekoppelt fliegt das Paar zur Eiablage


Die Eiablage der Libellen

Die Eiablage der Libellen ist je nach Art recht unterschiedlich. Es gibt zwei verschiedene Strategien die Eier ins Wasser zu bringen. Einmal den Einstich von Eier in lebendes oder totes Pflanzengewebe. Die andere Methode die Eier ins freie Wasser zu werfen oder in feuchetn Uferbereich zu verstecken. Hier nur einige Beispiele der verschiedenen Methoden der Eiablage.


Entwicklung der Weidenjungfer

Von der Eiablage bis zur Libellenlarve


Der Schlupf

Die Libellen führen ein Doppelleben. Die überwiegende Zeit verbringen die Libellen als Larve im Wasser. Die Entwicklung im Gewässer dauert je nach Art ein bis fünf Jahre. Nach Abschluss der Entwicklung verlässt die Larve das Wasser und schlüpft.

In der Bildergalerie wir der Schlupf der Gemeinen Keiljungfer gezeigt.


Fressen und gefressen werden

Grosslibelle frisst Schmetterling
Grosslibelle frisst Schmetterling

Libellen leben ausschliesslich räuberisch. Sie ernähren sich hauptsächlich von Insekten, die sie geschickt im Flug erhaschen. Die Großlibellen erbeuten überwiegend Fliegen, Bremsen und Schmetterlinge. Die Kleinlibellen machen Jagd auf Mücken, Eintagsfliegen und Blattläuse. Gelegentlich vergreifen sich die großen Libellen auch an ihren kleineren Verwandten.

Kleinlibelle Opfer von Spinne
Kleinlibelle Opfer von Spinne
Libellen, aber auch ihre Larven werden Opfer verschiedener Jäger. Die Larven werden vor allen von räuberischen Wasserinsekten wie Gelbrandkäfer, Wasserskorpion und Rückenschwimmer, aber auch von Fischen gefressen. Die erwachsene Libelle endet oft im Netz von Spinnen, wird oft von Vögeln oder Wasserfröschen erbeutet. Damit sind die Libellen mitten in das Nahrungsnetz ihrer Lebensgemeinschaft eingespannt.

Arteninventar im Kreis Unna:

Gemeine Keiljungfer
Gemeine Keiljungfer

Libellen sind Bioindikatoren (Zeigerlebewesen) für den Zustand unserer Gewässer. Je vielfältiger die Struktur eines Gewässers ist, desto reicher ist seine Libellenfauna.
Im Kreis Unna gibt es zwei große Bereiche mit vielfältig strukturierten Gewässern. Das ist die Lippe mit ihren Altwässern und Blänken im nördlichen Kreis und die Ruhr im Süden des Kreises. In den letzten Jahren wurden im Zuge der Sesekerenaturierung etliche Bäche naturnah umgestaltet. Durch diese Maßnahmen hat sich die Libellenfauna im Kreis positiv entwickelt.
Im Kreis Unna wurden bisher 48 Libellenarten festgestellt.
Seit 1997 werden vom Ehepaar Postler die Libellen im Kreis Unna kartiert. Die bisherigen Funde sind auch in die landesweite Rasterkartierung des Arbeitskreises Libellen NRW eingeflossen.
In Deutschland sind 81 Libellenarten nachgewiesen davon sind 53 Arten (= 65%) auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft.


Kleinlibellen (Zygoptera)

Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens)

 

Durch die Renaturierung der Seseke und ihrer Zuflüsse im Kreis Unna befindet sich diese Art stark in der Ausbreitung.

Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo)

 

Eine Bodenständigkeit ist bislang lediglich im südlichsten Zipfel des Kreises nachgewiesen. Weitere Einzelfunde von umherrstreifenden Tieren sind jedoch auch etwas nördlicher bekannt.

Südliche Binsenjungfer (Lestes barbarus)

 

Eine mediterrane Art die ausgesprochen wanderfreudig ist und gerne neu entstandene Kleingewässer besiedelt.
Ihre Häufigkeit schwankt auffallend von Jahr zu Jahr.

Kleine Binsenjungfer (Lestes virens)

 

Von dieser Art liegen bislang nur Einzelfunde vor.

Glänzende Binsenjungfer (Lestes dryas)

 

Der Erstnachweis dieser Art für den Kreis Unna gelang 1999 in Unna-Mühlhause

Gemeine Binsenjungfer (Lestes sponsa)

 

Beständige Vorkommen im ganzen Kreisgebiet.

Gemeine Weidenjungfer (Lestes viridis)

 

Eine häufige Libelle an Teichen mit Erlen und Weiden als Uferbewuchs.

Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca)

 

Sie ist die einzigste heimische Libelle, die den Winter als Imago überdauert. Der Erstnachweis dieser Art für den Kreis Unna gelang 2004 in Bergkamen-Heil. Seitdem sind weitere aktuelle
Funde aus dem gesamten Kreisgebiet bekannt geworden.

Blaue Federlibelle (Platycnemis pennipes)

 

Diese Art ist im ganzen Kreis Unna verbreitet mit Schwerpunkt in der Lippeaue.

Speer Azurjungfer (Coenagrion hastulatum)

 

Von der Moorlibelle Speer Azurjungfer liegen bislang nur Einzelfunde aus dem Nordkreis vor.

Mond Azurjungfer (Coenagrion lunulatum)

 

Von der Moorlibelle Mond Azurjungfer liegen bislang nur Einzelfunde aus dem Nordkreis vor.

Helm Azurjungfer (Coenagrion mercuriale)

 

Eine besonders geschützte Art nach FFH-Richtlinie der EU. Der Erstnachweis gelang 2005 an einem grabenartigen Wiesenbach in Bergkamen.

Hufeisen Azurjungfer (Coenagrion puella)

 

Beständige Vorkommen im ganzen Kreisgebiet.

Fledermaus Azurjungfer (Coenagrion pulchellum)

 

Beständige Vorkommen in der Lippeaue, darüber hinaus liegen nur Einzelbeobachtungen vor.

Gemeine Becherjungfer (Enallagma cyathigerum)

 

Beständige Vorkommen im ganzen Kreisgebiet.

Pokal Azurjungfer (Erythromma lindenii)

 

Bislang liegen aus dem ganzen Kreisgebiet nur Einzelfunde vor.

Großes Granatauge (Erythromma najas)

 

Das Große Granatauge fliegt fast nur an Seen und Teichen mit gut entwickelter Schwimmblattvegetation. An den Altwasserarmen in der Lippeaue häufig zu beobachten.

Kleines Granatauge (Erythromma viridulum)

 

Das Kleine Granatauge hat die gleichen
Lebensraumansprüche Beide Arten sind von den Laien nur schwer zu unterscheiden. Gesicherte Vorkommen im gesammten Kreisgebiet.

 

Große Pechlibelle (Ischnura elegans)

 

Die häufigste Kleinlibelle im Kreisgbiet.

Kleine Pechlibelle (Ischnura pumilio)

 

Ein ausgesprochener Spezialist, besiedelt vorzugsweise vegetationsarme Tümpel. Durch neu angelegte derartige Gewässer ist diese Art im Kreis Unna mitlerweile Bodenständig geworden.

Frühe Adonislibelle (Pyrrhosoma nymphula)

 

Diese Art fliegt als eine der frühesten Libellen schon ab Mitte April. Sie wird im Kreis Unna fastüberall gefunde

Großlibellen (Anisoptera)

Südliche Mosaikjungfer (Aeshna affinis)

 

Von 1995 und 1996 Lagen Einzelfunde aus Lünen und Werne vor. Seit 2006 ist die Art im ganzen Kreisgebiet gesehen worden. Eine zumindest temporäre Bodenständigkeit konnte belegt werden.

Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea)

 

Zahlreichste Großlibelle im gesamten Kreis Unna.

Braune Mosaikjungfer (Aeshna grandis)

 

Bislang nur zweimal in Bergkamen und Holzwickede beobachtet.

Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta)

 

Eine Sommerlibelle die bis in den Herbst hinein fast überall zu beobachten is

Große Königslibelle (Anax imperator)

 

Sie ist die größte heimische Libellenart, ein wärmeliebender ausdauernder Flieger. Überall im Kreis Unna anzutreffen.

Früher Schilfjäger (Brachytron pratense)

 

Die kleinste aller Edellibellen ist schon im zeitigen Frühjahr an Teichen mit ausgedehnten Schif- und Röhrichtbeständen anzutreffen. Sie findet im Kreis Unna immer häufiger diese Lebensräume vor.

Asiatische Keiljungfer (Gomphus flavipes)

 

Eine Keiljungfer die größere Flüsse und Ströme besiedelt. Sie wurde 2004 erstmals im Kreis Unna durch Exuvienfunde (Larvenhaut) im Datteln-Hamm-Kanal nachgewiesen.

Westliche Keiljungfer (Gomphus pulchellus)

 

Diese Art bevorzugt als einzige Flussjungfer stehende Gewässer. Im Kreis Unna ist sie hauptsächlich in den Lippeauen zu beobachten.

 

Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus)

 

Diese Fliessgewässerart wird seit 1999 regelmässig am Datteln-Hamm-Kanal nachgewiesen.

Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster bidentata)
Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltoni)

 

Beide Arten wurden bisher nur im Südlichen Zipfel des Kreises Nachgewiesen.

 

Falkenlibelle (Cordulia aenea)

 

Ist eine Charakterart stehender Gewässer aller Art. Man kann sie schon früh im Jahr auch im Kreis Unna beobachten.

Glänzende Smaragdlibelle (Somatochlora metallica)

 

Es gibt nur vereinzelte Beobachtungen von dieser Art.

Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia)

 

Diese Moorlibelle ist bisher nur als Gast im Kreis aufgetreten.

Nordische Moosjungfer (Leucorrhinia rubicunda)

 

Auch diese Moorlibelle wurde bisher als Gast im Kreis gesehen.

Plattbauch (Libellula depressa)

 

Seine Vorliebe für vegetationsarme Teiche mitlehmigen oder sandigen und freien Uferflächen macht ihn zu einem Erstbesiedler neu angelegter Gewässer.

Vierfleck (Libellula quadrimaculata)

 

Ist im Kreis Unna weit verbreitet und häufig. Besonders zahlreich trifft man die Art an Moorgewässern, aber auch an anderen Gewässertypen, vor allen Pflanzenreichen Teichen kommt sie regelmässig vor.

Feuerlibelle (Crocothemis erythraea)

 

Eine typische Mittelmeer-Art die in warmen Sommern zahlreich nach Mitteleuropa einwandert. Seit 1996 wird sie im Kreis Unna regelmässig beobachtet und die Fortpflanzung (Bodenständigkeit) konnte nachgewiesen werden.

Südlicher Blaupfeil (Orthetrum brunneum)

 

Diese Art kommt im Kreis Unna an den renaturierten Sesekezuflüssen vor, die in den ersten Jahren nach der Renaturierung vegetationsarme Gewässerufer aufweisen.

Großer Blaupfeil (Orthetrum cancellatum)

 

Diese pfeilschnelle und wendig fliegende Großlibelle ist überall häufig. Sie liebt Teiche und Seen mit pflanzenarmen Uferbereichen. Sie sonnen sich gerne auf Wegen oder auf offenen lehmigen Stellen.

Kleiner Blaupfeil (Orthetrum coreulescens)

 

Diese Art lebt an langsam fliessenden Bächen und Gräben. Im Kreis wurde er erst einmal am Süggelbach beobachtet.

Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae)

 

Diese Art kommt an stehenden Gewässern aller vor. Besonders häufig findet man sie an pflanzenreichen Moorgewässern. Im Kreis ist sie selten anzutreffen.

 

Gefleckte Heidelibelle (Sympetrum faveolum)

 

Das Vorzugsbiotop dieser Art sind Überschwemmungsflächen, die im Sommer trocken fallen, oder Gewässer mit stark schwankenden Wasserstand. Ihre Häufigkeit schwankt auffallend von Jahr zu Jahr.

Frühe Heidelibelle (Sympetrum fonscolombii)

 

Diese Heidelibelle gehört eigentlich nicht zur heimischen Odonatenfauna. Ihr Verbreitungsgebiet umfasst das Mittelmeer, Afrika und Asien. Als Wanderlibelle fliegt sie jedoch in warmen Jahren bei uns ein. Sie wurde im Jahre 2002 in Bergkamen-Heil zum ersten mal im Kreis beobachtet.

Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum)

 

Sie ist die häufigste Heidelibelle im Kreis. Sie bewohnt stehende Gewässer aller Art.

Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum)

 

Diese anspruchslose Heidelibelle lebt an stehenden Gewässern aller Art. Sie kommt im ganzen Kreis häufig vor.

Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum)

 

Auch diese Art lebt an stehenden Gewässern. Ihr Verbreitungsschwerpunkt sind pflanzenreiche naturnahe Weiher oder Tümpel.

© Elisabeth u. Wolfgang Postler (Bilder und Text)
Mitarbeiter im NABU Kreisverband Unna
Mitarbeiter im Arbeitskreis Libellen Nordrhein-Westfalen
E-Mail: w.postler@t-online.de