Krötenschutzaktion 2021 Nordlünerner Straße

 ·       Januar: Ein ungewöhnliches Jahr beginnt

 

Bereits im letzten Jahr beeinflusste der Ausbruch der Corona-Pandemie unsere Krötenschutz-aktion an der Nordlünerner Straße, die mit dem ersten Lockdown Mitte März 2020 ein abruptes Ende nehmen musste. Unsere Kröten schienen dies aber damals schon im Vorfeld geahnt zu haben, beeilten sich auf ihrem Weg aus den Winterquartieren und hielten sich – einmal im Laichgewässer sicher angekommen - danach ebenfalls strikt an den Lockdown-Appell der Landesregierung.

 

Aber wer hätte damals geahnt, dass die Pandemie noch so lange danach andauern, ja sich sogar noch so dramatisch verschlimmern würde! Damit stand die diesjährige Krötenschutz-aktion 2021 unter neuen, bislang unbekannten Vorzeichen.

 

·       Februar: „Es kribbelt“

 

Während in den sozialen Netzwerken die Vorfreude der Krötenschützer auf die kommende Saison bereits ab Februar fleißig geteilt wurde, Kröteneimer geputzt, Taschenlampen aufge-laden und die Gummistiefel vorgewärmt wurden, musste ein banges Auge auf den Verlauf der Pandemie und die sich fast täglich ändernden Bedingungen der Corona-Schutzverordnungen gerichtet werden. Letztendlich konnte aber mit dem Ordnungsamt der Kreisstadt Unna ganz unkompliziert vereinbart werden, unter welchen Bedingungen die Aktion durchgeführt werden durfte. An dieser Stelle einen herzlichen Dank für die schnelle und unkomplizierte Unterstützung!

 

·       Anfang März: Der Zaun kommt

 

Mit Einsetzen der ersten, milderen Frühlingswitterung konnte dann endlich Anfang März der Krötenschutzzaun an der Nordlünerner Straße und entlang der Straße „Hinter dem Holz“ mustergültig durch die bewährte Naturschutztruppe der Werkstatt im Kreis Unna aufgebaut werden. Besonders freuten sich die Krötenschützerinnen und Krötenschützer, dass das Zaunaufbaukommando der Werkstatt auch in diesem Jahr wieder auf den „Trick mit der Sandanschüttung“ zurückgegriffen hatte, eine ungemeine Erleichterung für alle, die in Dunkelheit und bei beginnender, üppiger Vegetation kleine Amphibien auf Schuhsohlenhöhe entdecken wollen! Auch der etappenweise erfolgte Abbau der Zäune am 31.03. bzw. 06.04. (beeinflusst durch die Rückwanderungsbewegungen der Kröten aus dem Laichgewässer heraus) führte wieder die Naturschutztruppe der Werkstatt im Kreis Unna durch, weshalb in diesem Jahr auch einmal ein ausdrückliches, offizielles Dankeschön an diese hier erwähnt sein soll!

 

·       Mitte März: Wiedersehensfreude trotz Maske

 

Und dann sah man sich nach einem Jahr Pandemie, Lockdown, Homeoffice, Homeschooling und Herunterfahren aller seiner gewohnten Sozialkontakte endlich am Krötenzaun wieder. Dabei war auch hier der gebotene Abstand einzuhalten, ein Mund-Nasenschutz zu tragen und eine Anwesenheitsliste zu führen. Wir, die Autoren dieses Artikels, sind unendlich dankbar, dass ausnahmslos alle Teilnehmenden, ob jung oder alt, groß oder klein, diese Regelungen so selbstverständlich mitgetragen und somit beigetragen haben, dass die Krötenschutzaktion auch unter diesen erschwerten Bedingungen in 2021 problemlos stattfinden konnte.

 

Allen Mitstreitenden sei an dieser Stelle herzlich für das gute Gelingen gedankt!

 

·       Ende März: Start-Stopp-Ende

 

Nach temperaturbedingt schleppendem Wanderbeginn und enttäuschenden Kontrollgängen morgens und abends entlang des Krötenschutzzaunes während der ersten Märzwochen ging die Krötenwanderung dann endlich – und verglichen mit den Vorjahren – reichlich spät ab dem 23.03. richtig los. Und nicht nur der späte Beginn, auch das zeitliche Aufkommen von Krötenmännchen und Krötenweibchen war in diesem Jahr recht ungewöhnlich: wandern ansonsten zunächst in den ersten Tagen fast ausschließlich erst die Krötenmännchen zum Laichgewässer, waren in diesem Jahr vom ersten Tag an auch viele Krötenweibchen mit dabei.

 

Aber nach zwei richtig milden Abenden am 24. und 25. März mit jeweils weit über 200 geretteten Amphibien, ebbte der Zustrom danach sehr schnell wieder ab. Auch das schöne, fast schon sommerliche Wetter in der Woche vor Ostern, konnte keine weiteren Kröten in nennenswerter Zahl mehr anlocken.

 

Gleichzeitig verließen aber auch schon die ersten Weibchen bereits nach erfolgter Eiablage das Gewässer wieder, ein besonders kritischer Moment in jeder Krötenschutzsaison, da die Weibchen mit Verlassen des Teiches nun „auf der falschen Seite des Zauns“ und damit direkt im fließenden Straßenverkehr sitzen. Recht schnell mussten daher erste Streckenabschnitte des Krötenschutzzaunes wieder abgebaut werden, damit die Weibchen zügig in ihre Sommerquartiere durchziehen konnten.

 

Die Rückwanderung wurde noch bis zum abrupten Wetterwechsel und dem Einbruch einer nächsten Kältewelle noch über das Osterwochenende begleitet. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an diejenigen Helferinnen und Helfer, die auch noch nach dem offiziellen Ende der Krötenschutzaktion Eiseskälte und Schnee trotzten und an den Feiertagen täglich kontrollieren gingen.

 

·       Das amtliche Endergebnis der Krötenschutzsaison 2021 brachte erstaunliche Zahlen:

 

  828 Kröten konnten insgesamt gerettet werden!

 

 Dabei wurden 479 Krötenmännchen und 349 Krötenweibchen erfasst.

 

Weitere Amphibienarten an dieser Stelle, wie Berg- und Teichmolche, wurden nur sehr selten noch entdeckt, vermutlich sind diese bereits vor der Aufstellung des Zaunes durchgezogen. Besonders freuten sich aber die Kinder, als eine langjährige und erfahrene Krötenschützerin einen Grünfrosch mit zur Sammelstelle brachte. Mit seiner grünen Färbung und den markanten schwarzen Punkten auf dem Rücken stach dieser ganz besonders aus der Schar der Erdkröten heraus.

 

·       Weniger Kröten, als im Vorjahr: Warum?

 

 Im letzten Jahr konnten mit 784 Männchen und 355 Weibchen, insgesamt also 1.139 Kröten, an der gleichen Stelle gerettet werden. Dies bedeutet somit in diesem Jahr einen deutlichen Rückgang von über 300 Kröten oder 27%.

 

Diese Zahlen gilt es zu interpretieren. Zunächst einmal die gute Nachricht: die Anzahl der diesjährig geretteten Weibchen ist erfreulich hoch und befindet sich sogar auf dem Niveau der letzten vier Jahre. Die deutlich geringere Anzahl der Männchen allerdings könnte damit zusammenhängen, dass diese in einer milderen Phase bereits früher, vor Aufstellen des Zauns, gewandert sind. Verluste durch den Straßenverkehr wurden allerdings durch die Anwohner zum Glück jedoch nicht beobachtet.

 

Eine weitere mögliche Erklärung für die geringere Anzahl an Kröten könnte sein, dass jetzt die geschlechtsreifen Kröten aus den Geburtsjahrgängen 2015/2016 zum ersten Mal zu ihrem Laichgewässer wieder zurückgewandert sind. Die Jahrgänge 2015/2016 waren die mit Abstand schwächsten Jahre in der Krötenpopulation an der Nordlünerner Straße. Damals konnten lediglich nur 263 bzw. 305 Kröten am Zaun gezählt werden. Die damalige Vermutung war, dass die Baumaßnahmen am parallellaufenden Radweg einen Einfluss auf das Über-leben in den Winterquartieren hatten. Dieser dramatische Einbruch der Population bedingt nun, dass damit auch weniger „Krötenkinder“ von damals heute wieder zum Laichgewässer zurückkehren können.

 

 ·       Fazit 2021

 

Zusammenfassend für 2021 lässt sich aber insgesamt festhalten: die Krötenpopulation an der Schutzzaunstelle in Unna-Nordlünern ist stabil. Die Helfer waren mit Spaß und Feuereifer dabei und freuen sich schon auf die Aktion im nächsten Jahr.

 

Wir uns auch!

 

Bis dahin, geschätzte Leserinnen und Leser, bleibt bitte gesund.

 

Annika und Rolf Böttger

Ein wenig Statistik

Impressionen